„Heimweh-Paderborn“

Heimweh stillen mit dem
Paderborner Einohrhasen

Innenarchitekt Alexander Ostermann
begründet mit seiner Diplom-Arbeit
eine Werbekampagne und macht
sich selbstständig.

 

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Berühmt geworden ist er – bislang – nicht. Aber man kennt ihn mittlerweile
in seiner Heimatstadt Paderborn. Die Zeitungen
haben über ihn berichtet, der WDR ist da gewesen. Nein, seine Idee mit dem „Einohrhasen“ hat
nichts mit der „Keinohrhasen“-Komödie von Til Schweiger gemein – und doch wird er immer wieder danach gefragt.

Alexander Ostermann (36) istInnenarchitekt, ein äußerst kreativer.

Seine Diplomarbeit mit dem Titel „Heimweh – Paderborn“
inszenierte er geschickt als ‚Marketing-Kampagne’ – und damit auch sich selber.

Wurde zum Stadtgespräch. Zum Ansprechpartner auf dem
Marktplatz. Zum Werbe-Partner im Autohaus. Zum quick-lebendigen Beispiel, wie eine gute Idee gegen Ende des Studiums zur ‚Existenzgründung’ im Anschluss führen kann. Obgleich der Weg ein
harter ist. Ostermann: „Die Leute haben mich kennen gelernt als einen, der viele gute Ideen hat.
Das war ein brillanter Einstieg. Vielleicht hätte ich
davon leben können, wenn ich ein besserer Kaufmann wäre. Bin ich aber nicht.“
Ostermann, gelernter Tischlermeister und Gestalter im Handwerk, will anpacken, will etwas bewegen,
will gestalten. Deshalb kam er nach Detmold an die
‚Schule für Architektur und Innenarchitektur’. Ostermann: „Die Hochschule hat einen guten Ruf. Das
Wichtigste für mich waren die Dozenten aus der Praxis.“ Diesen Typus Hochschullehrer suche man an
einer Uni (fast) vergebens.
Man kommuniziert anders in Detmold! Die offene
Architektur auf dem Campus, die Einladung zu Diskussion und Begegnung. Er hat sich Zeit genommen
für sein Studium. Ein Freund der kurzen Bachelor- Studiengänge wird er nicht mehr werden: „Durchs
Studium jetten, nicht mein Ding.“ Die Studienzeit
war für ihn auch die Zeit der persönlichen Weiterentwicklung. Ostermann: „Prof. Ulrich Nether hat meine Diplomarbeit betreut und mich stark beeinflusst mit seinen praktischen Tipps zur Produktpalette und wie
man Produkte vermarktet.“

„Heimweh – Paderborn“ ist eine üppige Produktpalette geworden: Einohrhasen, Notfallkit, Flip-Flops,
Aufkleber, Aufnäher, Anstecker, T-Shirts, Baby-Mode, Postkarten, Skyline-Folie, Tatoo-Bild, Klang-CD,
Stempel und Comic-Buch. Alles Marketingprodukte mit einem Gebrauchsmusterschutz.
„Heimweh – Paderborn“ ist auch ein drei Meter hoher Pavillon mit einer Grundfläche von vier mal vier Metern, konstruktiv gehalten von Edelstahlrohren mit sechs Zentimeter Durchmesser. In 1209 Felder hat Ostermann die Außenhaut aufgeteilt, jedes Feld 31 mal 9 Zentimeter groß – und als Werbefläche für
Firmen oder andere Interessierte ausgewiesen. 100 Euro pro Feld. Ostermann: „120.000 Euro hätte ich
demnach verdienen können. Es wurde nicht mal die Hälfte.“ Immerhin noch reichlich und notwendig, um
die Heimweh-Kampagne durchzuziehen.

Am 1. Mai 2008 stellte er den Pavillon erstmals zum Paderborner Frühlingsfest der Öffentlichkeit vor und
stieß „auf geteiltes Interesse“. Was ihn anspornte.
Kein Stadtfest mehr in Paderborn, wo man nicht auf sein „Heimweh-Zelt“ stieß. Oder vor dem Nixdorf-Museums-Forum, oder vor einer Buchhandlung, oder vor oder in einem Autohaus. Die Kampagne ward geboren.

Der Innenraum des Pavillons mit seiner Kunststoffleinwand ist in schwarz und weiß gehalten, Details werden rot dargestellt. Ostermann. „Beim Betreten des Heimweh-Pavillons soll bei den Besuchern Neugier geweckt werden.“ Staunend nimmt man den Kreativen zur Kenntnis: Grafiken, Gedichte, Gegenstände. Alles erinnert an Paderborn, alles „schafft Heimweh-Atmosphäre“

In der Pavillonmitte: eine Ausstellungs-Vitrine, in der die Produkte der Kampagne versammelt sind. „Ich
habe Dinge entwickelt, die nur für Paderborn gehen“, formuliert Ostermann und will sich damit gegenüber
den wahllos-beliebigen Merchandising-Produkten, die es vielerorts gibt, wohltuend abheben.

Kern des Geschäfts: sein Einohrhase. Und nichts liegt näher, als den gemeinen Paderborner mit dem Hasen am Heimweh zu packen. Im Kreuzgang des Paderborner
Doms finden wir das Hasen-Motiv, und jeder Einheimische kennt den dazu gehörigen Reim: „Die Ohren
und der Hasen drei und doch hat jeder seine zwei.“
Drei Ohren, drei Hasen: der Einohrhase war geboren. Warum erst jetzt, warum nicht viel früher von
einer pfiffigen Werbeagentur oder dem örtlichen Verkehrsverein erdacht, Ostermann ist’s recht: er hat die Marktlücke erkannt.
Der überzeugte Paderborner („Hier hängt mein Herz, in einem großen Dorf.“) will an Vorurteilen, mit denen
seine Stadt leben muss, im Rahmen seiner Werbekampagne nicht rütteln: „Schwarz, schwärzer, Paderborn, das ist eben so, warum soll ich das leugnen,
aber es gibt auch andere Facetten und die lebendige junge Stadt.“ So schuf er seine Skyline-Folie mit
kirchendominanten Zügen: „Gebäude, die die Stadtprägen und sehr schön erscheinen lassen.“
Seine „Heimweh“-Produkte sind mittlerweile bekannt in der Stadt. Verkaufsschlager sind sie nicht in Gänze.
Der textile Einnohrhase, jeder für sich handgemacht und somit ein Unikat, geht gut über den Ladentisch.
Die Postkarten sind gleichfalls beliebt. Das ‚Notfallkit’ mit Paderborner Wasser, Luft und Duft ist „leider

ausverkauft“, notiert seine Homepage unter www.a-ostermann.de, ebenso die Aufkleber. Von manchen

Artikel hat er allerdings noch einiges Zuhause im Keller stehen: „700 Paar Flip-Flop-Sandalen, die sind einfach blöd zu tragen“, gesteht er – lachend – ein.
Der Paderborner Verkehrsverein ist “immer noch nicht aufgesprungen“ auf seine Heimweh-Idee: „Aber ich bin dran.“ Er sucht weiter nach Vertriebspartnern,
kennt aber keine Eile: „Zwei Jahre läuft die Kampagne, ich habe viele Kontakte geknüpft, auch berufliche. Das hat sich gelohnt.“

Aber eigentlich, so der selbstständige Unternehmer mit dem Blick nach vorne gerichtet, sei er Innenarchitekt, und er wolle jetzt „weg von den bunten Aufklebern“. Alexander Ostermann: „Die Leute sollen nicht sagen ‚Mach’ mir mal einen Einohrhasen‘, sondern ‚Kreiere mir eine schöne Küche‘.“

Vielleicht geht ja beides zusammen. Die Küche „Modell Paderborn“ mit dem Heimweh-Hasen auf der Küchenfront, Einohr-Besteck und der Skyline-Folie im Fenster.

 

TEXT Transferbroschüre
Lemgo, den 30. April 2010
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